Terry Gilliam

Terry Gilliam

Geburtsdatum und Geburtsort:
22. November 1940 in Medicine Lake, Minnesota, USA

Rollen in "Das Leben des Brian":
Blut-und-Donner-Prophet, Gefängniswärter u. a.

Persönliches

1968 nahm er zusätzlich zur US-amerikanischen auch die britische Staatsbürgerschaft an. Im Januar 2006 gab er aus Protest gegen die Politik von George W. Bush seinen US-Pass ab und ist seitdem nur noch britischer Staatsangehöriger.

Er studierte Politikwissenschaft am Occidental College in Eagle Rock bei Los Angeles.

Seit 1973 ist Terry Gilliam mit Maggie Weston verheiratet, die als Maskenbildnerin an vielen Monty-Python- und Gilliam-Produktionen mitwirkte. Im Oktober 1980 kam ihre Tochter Holly Dubois Gilliam zur Welt, die später eine kleine Rolle in Brazil spielte.

Cartoonist, Monty Python, Regisseur

Seine abwechslungsreiche Laufbahn startete er 1962 als Zeichner des in New York produzierten Satire-Magazins HELP!, einer Schwester-Publikation von MAD, wo er John Cleese kennenlernte. Er zeichnete auch zwei Kurzgeschichten für das französische Magazin Pilote.

John Cleese vermittelte ihm nach seinem Umzug nach England 1967 einen Job bei der BBC. Dort traf er auf weitere Komiker, mit denen er und Cleese die Gruppe Monty Python gründeten. Hier war Gilliam anfangs als Autor und Regisseur, später auch als Schauspieler tätig. Außerdem war er für die skurrilen Trickfilme der Komikertruppe verantwortlich, für deren Animation er eine Legetricktechnik verwendete.

Regiearbeiten in den 1970ern

Sein Regiedebüt im Realfilm gab er 1975 in Zusammenarbeit mit Terry Jones mit dem Monty-Python-Film Die Ritter der Kokosnuss. Vorher erwarb er Erfahrungen im Animationsfilm mit Storytime (1968) und The Miracle of Flight (1974). 1977 folgte sein erster eigener Film: Jabberwocky, der – wie einige andere Filme von Gilliam – fälschlicherweise häufig als Monty-Python-Film bezeichnet wird.

Regiearbeiten in den 1980ern

Nachdem er zusammen mit den Pythons deren größten Erfolg Das Leben des Brian vollendete, begann er sich vollständig um seine eigene Regiekarriere zu kümmern. 1981 erschien die Komödie Time Bandits, für den letzten Python-Kinofilm Der Sinn des Lebens drehte er unabhängig von den anderen Pythons den "Vorfilm" The Crimson Permanent Assurance, ein 15-minütiger, surrealistischer Kurzfilm, dessen Produktionskosten die des gesamten Hauptfilmes der Pythons überschritten. Im eigentlichen Film Der Sinn des Lebens war er außerdem wieder für die Animationen zuständig und schrieb und spielte in einigen der Sketche mit.

1985 erschien Brazil, eine an George Orwells Roman 1984 angelehnte surreale Komödie, die ihn als eigenständigen Filmemacher unabhängig von Monty Python etablierte. Der kurze Ruhm, den er sich – auch von Seiten vieler Filmkritiker – hierdurch erwarb, zerbrach jedoch schon drei Jahre später wieder, als der Nachfolgefilm Die Abenteuer des Baron Münchhausen floppte. Mitten in der Produktion sprangen Geldgeber ab und der Film musste deutlich billiger produziert werden als eigentlich geplant. Szenen wurden ersatzlos gestrichen, statt – wie ursprünglich geplant – Sean Connery übernahm der damals deutlich billigere Robin Williams eine Nebenrolle und statt aufwändiger Bauten für eine Szene auf dem Mond schob Gilliam einfach die von ihm gezeichneten Modelle für diese Szene vor der Kamera hin und her, was dem Film eine ungewollt surrealistische Atmosphäre verleiht.

Regiearbeiten in den 1990ern

Um nach diesem Flop seinen Ruf wiederherzustellen, nahm Gilliam in den 1990ern mehrere Auftragsarbeiten an: Zunächst 1991 Der König der Fischer mit Robin Williams und Jeff Bridges und dann 1995 seinen größten Erfolg 12 Monkeys mit Bruce Willis und Brad Pitt, die beide ihre Rollen deutlich unter den sonst für sie üblichen Gagen übernahmen, um mit Gilliam zusammen einen Film machen zu können.

1998 folgte dann Fear and Loathing in Las Vegas, der zwar deutlich unter dem kommerziellen Erfolg der beiden Vorgängerfilme blieb, aber dennoch "Kultstatus" erlangte und für den Gilliam erstmals auch wieder am Drehbuch mitschrieb.

Regiearbeiten ab 2000

2000 widmete sich Gilliam mit The Man Who Killed Don Quixote einem Projekt, das er bereits zehn Jahre lang geplant hatte, das dann aber katastrophal scheiterte (siehe unten). 2002 führte Gilliam Regie bei dem Nike-Werbespot The Secret Tournament, der auch in Deutschland als Teil der Nike-Werbekampagne zur Fußballweltmeisterschaft gezeigt wurde.

2005 vollendete Gilliam gleich zwei Filme: Brothers Grimm und Tideland.

Brothers Grimm kam am 25. August 2005 in die US-amerikanische Kinos und wurde von der Kritik nahezu einhellig verrissen. Gleichzeitig waren die Besucherzahlen in der ersten Woche aber besser als bei jedem anderen Terry-Gilliam-Film. Vor allem das als schlecht empfundene Drehbuch und die unausgegorene Story waren im Blickpunkt der Kritik, während Gilliams Visualisierung teilweise positiv bewertet wurden. Gerüchte über Streitigkeiten mit den Produzenten, die auch zu einer einjährigen Verzögerung des Films führten, wurden ebenso laut wie Vermutungen, dass Gilliam das Projekt nur aus Frustration angenommen hatte. Gilliam selbst machte zwar ein paar Andeutungen ("Ich kann verstehen, wenn einige Kritiken das Drehbuch verantwortlich machen"), äußerte sich aber insgesamt positiv über den Film.

The Man Who Killed Don Quixote und andere nicht vollendete Filmprojekte

Im Jahr 2000 wollte sich Gilliam, der seinen Ruf als respektabler Filmemacher nach den Erfolgen in den 90ern wiederhergestellt sah, endlich um ein Projekt kümmern, an dem er bereits etwa zehn Jahre lang gearbeitet hatte: The Man Who Killed Don Quixote, für dessen Hauptrollen er Johnny Depp und Jean Rochefort gewinnen konnte.

Doch die Dreharbeiten wurden zur Katastrophe, Jets einer nahen Nato-Basis stiegen ständig während des Drehs auf (gerüchteweise taten sie das nur, weil sie gehört hatten, dass Johnny Depp dort einen Film drehen würde), ein unerwarteter Sturm machte die Wüstenlandschaft ungeeignet für den Dreh und als schließlich der Hauptdarsteller Jean Rochefort wegen gesundheitlicher Probleme nicht mehr reiten konnte, wurden die Dreharbeiten eingestellt. Der Dokumentarfilm Lost in La Mancha von Keith Fulton und Louis Pepe zeigt das Scheitern dieser Dreharbeiten. Das Drehbuch wurde von einer deutschen Versicherungsfirma, die den Film versichert hatte, eingezogen und befand sich jahrelang in deren Besitz, was eine Neuaufnahme der Dreharbeiten unmöglich machte.

Im Juli 2006 jedoch berichtete Gilliam, dass die rechtlichen Streitigkeit mittlerweile beigelegt wären, so dass The Man Who Killed Don Quixote doch noch in absehbarer Zeit realisiert werden könnte. Johnny Depp wäre nach wie vor bereit, an diesem Film mitzuwirken, während Jean Rochefort aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme, die auch einer der Hauptgründe für den Abbruch der Dreharbeiten waren, nicht mehr als Don Quixote auftreten wird. Gerüchten zufolge soll Gilliam mit Christopher Plummer in Kontakt für die Rolle des Quixote sein. Allerdings deutet alles darauf hin, dass Quixote erst Gilliams übernächstes Projekt sein wird.

The Man Who Killed Don Quixote ist nicht das erste gescheiterte Filmprojekt von Terry Gilliam, jedoch das erste gescheiterte Projekt, bei dem er tatsächlich schon mit den Dreharbeiten begonnen hatte.
The Defective Detective

The Defective Detective war ein Film über einen heruntergekommenen Detektiv, der in der Fantasiewelt eines Kindes endet. Er war nach König der Fischer und später noch einmal nach 12 Monkeys geplant, Nicolas Cage hatte für die Hauptrolle zugesagt, aber auch Bruce Willis hatte großes Interesse an dem Film, doch die Paramount-Studios wollten den Film nicht finanzieren. Danach kehrte Gilliam Hollywood zunächst den Rücken, weil er enttäuscht war, dass man nach den beiden Riesenerfolgen König der Fischer und 12 Monkeys immer noch nicht genug Vertrauen in ihn hatte.

Good Omens

2001 schrieb Gilliam zusammen mit Tony Grisoni (mit dem er schon das Drehbuch zu Fear and Loathing in Las Vegas geschrieben hatte) ein Drehbuch auf Basis des Romans Ein gutes Omen (OT: Good Omens) von Neil Gaiman und Terry Pratchett, dessen Verfilmung dann aber zugunsten anderer Projekte vorerst zurückgestellt wurde, als ein Studio ihm zwar ein Budget von 45 Millionen US$ zur Verfügung stellte, den zusätzlich benötigten 15 Millionen US$ trotz Zusagen von Johnny Depp und Robin Williams für die Hauptrollen jedoch nicht zustimmen wollten. Zur Zeit arbeitet Gilliam an einer möglichen Wiederaufnahme dieses Projekts, hat aber bislang noch nicht ausreichend Investoren gefunden.

Theseus and The Minotaur

Theseus and The Minotaur war ein Projekt, an dem Gilliam nach der Vollendung von Jabberwocky arbeitete. Doch er war mit dem von ihm selbst geschriebenen Drehbuch nicht zufrieden und wandte sich anderen Projekten zu. Nach 12 Monkeys arbeitete er noch einmal daran, ließ es aber wieder fallen, so dass es eher unwahrscheinlich ist, dass dieses Projekt jemals realisiert wird.

A Tale of Two Cities

A Tale of Two Cities, ein Projekt, dem sich Gilliam 1994 widmetete. Mel Gibson war für die Hauptrolle vorgesehen, doch dieser wandte sich schon sehr früh wieder von dem Projekt ab, um Braveheart zu drehen. Liam Neeson sollte dann die Rolle übernehmen, doch die Filmstudios waren daraufhin nurmehr bereit, weniger als die Hälfte an Produktionskosten bereitzustellen (obwohl sich am Film sonst nichts geändert hätte!). Gilliam hielt den Film mit weniger als der Hälfte des ursprünglichen Budgets für nicht realisierbar und stieg aus.

A Scanner Darkly

A Scanner Darkly, ebenfalls ein Projekt, an dem Gilliam nach König der Fischer arbeitete, eine düstere Science-Fiction-Geschichte vom Autoren von Blade Runner, Philip K. Dick, scheiterte wieder einmal an den Filmstudios, die dem Projekt kein grünes Licht gaben. Nach den neuen Anti-Terror-Gesetzen in den USA schien die Geschichte vielen doch wieder so aktuell, dass der Film mit mehr als zehn Jahren Verspätung doch noch realisiert wurde und Sommer 2006 in die Kinos kam, nachdem er bereits auf dem fantasyfilmfest im selben Jahr gezeigt worden war. Keanu Reeves spielt die Hauptrolle. Terry Gilliam ist jedoch nicht mehr Teil des Projekts.

Time Bandits 2

Time Bandits 2, Mitte der 90er arbeitete Gilliam an einen Drehbuch für ein Sequel zu Time Bandits, 2002 arbeitete ABC an einer TV-Serien Version des Films. Der heutige Status dieses Projekts ist unbekannt.

Watchmen

Watchmen, die Verfilmung der gleichnamigen "Anti-Superhelden-Comicserie" (in Deutsch als Watchmen - Die Wächter erschienen) wurde Gilliam erstmals 1989 angeboten, wo er zunächst zusagte, der Film dann aber wegen mangelnhafter Finanzierung verschoben werden musste. 1996 wurde Gilliam erneut gefragt, ob er noch Interesse an einer Verfilmung hätte, doch Gilliam war in der Zwischenzeit zu der Überzeugung gelangt, dass die Geschichte zu komplex wäre, um in einem einzigen Kinofilm realisiert zu werden. Er schlug statt dessen eine Miniserie vor, was jedoch auf wenig Gegenliebe beim Produzenten stieß. 2005 wurde das Projekt erneut belebt, diesmal ohne Gilliam, scheiterte aber an Paramount, die den Film nicht finanzieren wollten. Seither versuchen die Produzenten, andere Studios von dem Film zu überzeugen.

Der Glöckner von Notre Dame

Der Glöckner von Notre Dame, Gilliam arbeitete 1995/96 etwa ein halbes Jahr an einer Neuverfilmung des Stoffs mit Gérard Depardieu. Als Gilliam jedoch erfuhr, dass Disney an einer Zeichentrick-Version davon arbeitete, stieg er aus.

Harry Potter

Gilliam war auch der Wunschkandidat von Joanne K. Rowling als Regisseur für die Verfilmung von Harry Potter, doch das Filmunternehmen Warner Bros. weigerte sich, mit Gilliam zusammenzuarbeiten und entschied sich für Chris Columbus. Gilliam war über die ablehnende Haltung von Warner Bros. gegenüber seiner Person sehr verärgert: "Ich wäre der perfekte Mann für Harry Potter gewesen. Ich verließ das Treffen [mit den Produzenten], stieg in mein Auto und fuhr für etwa zwei Stunden wütend den Mulholland Drive entlang. Ich meine, Chris Columbus' Version ist fürchterlich. Einfach stumpfsinnig."

Nach Vollendung von Brothers Grimm und Tideland sagte Gilliam, dass er sich nun gerne wieder einer jener unvollendeten Arbeiten widmen würde. Dabei nannte er explizit drei Titel, von denen einer der nächsten Film Gilliams werden dürfte: Good Omens, The Defective Detective und The Man Who Killed Don Quixote, an dessen Vollendung auch Johnny Depp nach wie vor sehr interessiert ist. Statt Jean Rochefort ist jetzt allerdings Gérard Depardieu im Gespräch für die Rolle des Don Quixote. Aktuell sucht er in ganz Europa nach konkreten Schauplätzen, an denen der Film gedreht werden könnte.

Terry Gilliams Ausflug in die Bildende Kunst

Mit seinem Projekt "past people of Potsdamer Platz" zeigte Terry Gilliam im Mai 2006 (4. Mai bis 8. Juni 2006) eine Video-Installation in Berlin am Potsdamer Platz und wagte sich damit auf das Feld der 'Kunst im öffentlichen Raum'. Er modellierte Figuren, die dann vergrößert wurden und auf dem Potsdamer Platz standen. Passanten konnten in diese kopflosen Figuren hineinsehen und dann Filme aus der bewegten Geschichte des Potsdamer Platzes sehen. Dabei wurden Sie fotografiert und anschließend als aus einzelnen Teilgesichtern gemorphte "Big faces" auf der Licht- und Medienfassade gezeigt. Nach dem Morph erschien ein ganzes Foto auf der Wand, das dann von einem Attribut verdrängt wurde. Ziel seiner Arbeit war es, die Passanten mit der Geschichte des Platzes und mit sich selbst zu konfrontieren.

Filmografie

1968: Storytime (Regie)
1974: The Miracle of Flight (Regie)
1974: Die Ritter der Kokosnuß (Regie, Drehbuch, Darsteller)
1977: Jabberwocky (Regie, Drehbuch, Darsteller)
1979: Das Leben des Brian (Drehbuch, Darsteller)
1981: Time Bandits (Regie, Drehbuch)
1983: The Crimson Permanent Assurance (Regie, Drehbuch, Darsteller)
1983: Der Sinn des Lebens (Drehbuch, Darsteller)
1985: Spione wie wir (Darsteller)
1985: Brazil (Regie, Drehbuch)
1988: Die Abenteuer des Baron Münchhausen (Regie, Drehbuch, Darsteller)
1991: König der Fischer (Regie)
1995: 12 Monkeys (Regie)
1998: Fear and Loathing in Las Vegas (Regie, Drehbuch)
2002: Lost in La Mancha (Darsteller)
2005: Brothers Grimm (Regie)
2005: Tideland (Regie, Drehbuch)
2009: Das Kabinett des Dr. Parnassus (Regie, Drehbuch)

Bild: Terry Gilliam in Cannes, 2001, Urheber: Rita Molnár, Lizenz:CC BY-SA 2.5